Düfte auf dem Lebensweg
Erlebnisbericht zur Veranstaltung «Düfte auf dem Lebensweg – anlässlich der Ereignisse Hochzeit, Pilgerreise, Tod» aus der Reihe «Duftwelten» in der Mimar Sinan Moschee
3. September 2015, Dinah Hess, Leiterin des Zentrums für Migrationskirchen
Nach der herzlichen Begrüssung durch Denise Perlini und Dilek Uçak Ekinci wurden die BesucherInnen in die Welt der Dürfte im Koran geführt. In der singend vorgetragenen Sure wird die Welt als Schöpfung Allahs mit ihrer Schönheit und ihrem Wohlgeruch besungen.
Dilek Uçak Ekinci gab eine kurze Einführung zum Gebrauch und der Geschichte der verschiedenen Düfte und Duftstoffe in der islamischen Welt. Dabei erklärte sie, dass Düfte in der religiösen Praxis der Muslime keine bedeutende Rolle spielen, jedoch zusammen mit lokalen Traditionen sehr stark – gerade auch in der türkischen Kultur – verankert seien.
In den Hadithen (Überlieferungen mündlicher Aussagen oder Handlungen des Propheten Mohammed) werden Düfte sehr wohl als wichtig erachtet. Der Prophet soll unter anderem gesagt haben, dass Muslime neben der spirituellen Frömmigkeit auch grossen Wert auf ihre Hygiene und im Weitern auf ein gepflegtes Äusseres legen sollten, zu welchem auch ein guter Duft gehört. Über den Propheten wird denn auch gesagt, dass dieser allzeit in einer Duftwolke von Rosenblüten gewandelt sei. Dies sollten sich wohl auch die Muslime als Vorbild nehmen.
Neben dem Duftstoff der Rosenblüten, mit welchen nach der Entdeckung des Destillierverfahrens im Nahen und Mittleren Osten reger Handel betrieben wurde, waren Moschus und Amber gefragte Düfte.
Welche Duft-Traditionen sich bis heute im Alltag der Musliminnen und Muslime zeigen und welche Bedeutung sie haben, konnten die BesucherInnen an drei Stationen erleben und riechen.
Eine lokale Tradition aus dem Süd-Westen der Türkei ist es, ein neugeborenes Kind nach 40 Tagen in einem duftenden Bad zu waschen. Dabei wird das Badewasser mit wohlriechenden Blumenblüten, Ölen, aber auch mit symbolischen Gegenständen wie Geldmünzen und Reis angereichert. Gute Wünsche und Gebete sollen das Neugeborene auf diese Weise begleiten. Ein anderes wichtiges Erlebnis im Leben einer Muslima ist die Hochzeit, wo Düfte allgegenwärtig sind. Aus Gewürznelken ziehen Frauen aus der Familie und dem Dorf eine Kette auf, welche die Braut am Hochzeitstag trägt – neben den Nelken steht eine Münze für Wohlstand und blaue Perlen für weitere gute Wünsche. Beeinflusst von alten indischen Bräuchen ist die Bemalung der Hände und Füsse der Braut mit Henna. Ist es heute meistens ein filigranes Muster, welches auf der Haut getragen wird, wurde es früher auch als Parfümierung gedacht. Der Hochzeit geht ein Besuch im Hamam vor, wo sich die Frauen waschen, mit Seifenschaum massieren lassen und sich mit guten Ölen pflegen. Wenn die Braut ihre Aussteuer erhält, werden oft Seifen mit Lorbeer oder anderen gutriechenden Essenzen zwischen die Stoffe gelegt.