Pilgern im Buddhismus
Erlebnisbericht zur Veranstaltung «Schweigen und Gehen» aus der Reihe «Pilgerstätten» in der Predigerkirche
13. September 2022, Nilüfer Çetin, interimistische Co-Leiterin Zürcher Forum der Religionen
Der dritte Anlass der diesjährigen Veranstaltungsreihe «Pilgerstätten» fand am 13. September 2022 in der Predigerkirche statt. Die Referierenden, Pfarrerin Kathrin Rehmat und der katholische Theologe Thomas Münch, gliederten ihren Vortrag so auf, dass sie abwechselnd zu Wort kamen.
Kathrin Rehmat erläuterte zu Beginn den lateinischen Begriff «peregrinari», was so viel wie «umherziehen» bedeutet. Dieser Begriff ist seit dem 3. Jahrhundert in Gebrauch. Bevor uns Thomas Münch den Jakobsweg vorstellte, erwähnte er zwei wichtigen Pilgerstätten, die sich hier in der Schweiz befinden: den Pilgerweg zu den Zürcher Stadtheiligen Felix und Regula und den Pilgerort Kloster Einsiedeln. Dieses Kloster ist ein katholischer Marienpilgerort, obwohl dort noch nie eine Marienerscheinung stattgefunden hat. Der Grund dafür ist eine Legende, die es seit dem 12. Jahrhundert zu einem Pilgerort machte, so Thomas Münch, und zwar die Legende der Engelweihe. Der Bischof von Konstanz, der dieses Kloster ursprünglich einweihen sollte, erlebte eine Vision: Jesus Christus stieg vom Himmel herab, in Begleitung von Engeln, und weihte diesen Ort zu Ehren seiner Mutter. Als der Bischof am nächsten Tag die Einweihung einleiten wollte, so erschien ihm ein Engel und sprach zu ihm, dass dieser Ort schon von Gott eingeweiht wurde. So wurde die Weihung der Kapelle vom Bischof nicht vollzogen.
Nächster Punkt im Programm waren der Jakobsweg und das Pilgern auf Pilgerwegen in diversen europäischen Ländern nach Santiago de Compostela. Neben Rom und Jerusalem gehört Santiago de Compostela zu den bedeutendsten Pilgerzielen im Christentum. Dort liegt der Apostel Jakobus begraben. Für detailliertere Informationen zum Jakobsweg hatte Thomas Münch Franziska Bark vom Pilgerzentrum St. Jakobsweg eingeladen. Sie informierte uns kurz über das Pilgerzentrum und dessen Angebote. Ende Oktober endet das diesjährige Pilgerprogramm, ab Ende Januar 2023 beginnt wieder ein neues Pilgerprogramm. Für Franziska Bark bedeutet pilgern: sich selbst fremdgehen.
Nun war Kathrin Rehmat wieder an der Reihe und stellte uns das Buch «Des Pilgers Wiederkehr» von Walter Nigg vor. Mit den Gedankenstössen von Nigg wird die Reise des Menschen auf der Erde geschildert. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist der Mensch, verbunden mit Mühe, ständig unterwegs. Kathrin Rehmat sprach vom wandernden Volk Gottes auf Erden. Laut Niggs Worten hat das Pilgern ganz tief mit der christlichen Lebensweise zu tun. Die Wanderschaft gehört zur Kirche. Auch ist das Pilgern ganz eng mit der Bibel verbunden. Kathrin Rehmat schlug an dieser Stelle einen Bogen zur heutigen Zeit und erwähnte die Menschen, die auf der Flucht sind und somit auf unfreiwilligen Reisen.
Thomas Münch führte die Gedanken von Kathrin Rehmat weiter und stellte die Frage, wann es denn uns klar geworden sei, dass wir Gast auf Erden seien. Er vertiefte das «unterwegs sein» und das, was es mit uns macht. Gemäss Thomas Münch steht zu Beginn einer Pilgereise oftmals das Ziel im Vordergrund, doch unterwegs gewinnt die Reise selbst die Oberhand und der Inhalt der Reise wird wichtiger als das Ziel. Insbesondere während dem Pilgern in einer Gruppe kann das passieren. Sich mit jemandem zu unterhalten, ob über Gott oder die Welt, die Reise und das Gespräch mit dem anderen können den Fokus des Pilgernden schon ändern, bevor man am Ziel angekommen ist. Man kommt als anderer Mensch wieder zurück. Thomas Münch erklärte, dass das Unterwegs-Sein das Wichtigste während einer Pilgerreise sein könne.
Kathrin Rehmat ergänzt die Gedanken von Thomas Münch und betonte, wie wichtig innovative Kommunikation während der Pilgerreise sein kann. Abschliessend erwähnte sie das Pilgern der orthodoxen Christen, die nach Konstantinopel pilgern.
Nach dem Vortrag konnten die Gäste Fragen stellen. Dann luden die Referierenden die Gäste ein, gemeinsam mit ihnen ein Pilgerlied zu singen, und ein weiteres Lied sangen alle zusammen, ähnlich wie beim Pilgern, auf der kurzen Reise zum Apéro.