«Seht wie lieblich ist es»
13. November 2022, Shirtai Holtz, Delegierter der Israelitischen Cultusgemeinschaft Zürich (ICZ)
Geleitet wurde der religionsoffene Gottesdienst durch Pfarrerin Jacqueline Sonego Mettner in der Kirche Enge. Rund 100 Personen mit unterschiedlichen religiösen und kulturellen Hintergründen nahmen am Anlass teil. Dieser begann mit einem wundervollen Violinensolo aus G. P. Telemann: Fantasia Nr. 7, 1. Satz «Dolce». Anschliessend begrüsste Pfarrerin Sonego Mettner alle Anwesenden und stellte die Gastbeitragenden Rabbiner Ruven Bar Ephraïm, Imam Fahredin Bunjaku und die Regierungsrätin Jacqueline Fehr vor. Gemeinsam mit dem Chor wurde Psalm 133, «Hinne ma tov» im Kanon gesungen, bevor die Lesung aus Mose 18, 1-16 vorgetragen wurde. Im ersten Gastbeitrag von Rabbiner Ruven Bar Ephraïm wurde die Gastfreundschaft von Stammvater Abraham beleuchtet und es wurde erwähnt, dass wir Menschen ebenso als Gäste auf der Erde von der Gastfreundschaft Gottes profitieren. Rabbiner Ruven Bar Ephraïm wies auf unsere Verantwortung als Gäste im Umgang mit der Natur und der Umwelt hin. Nach einer weiteren musikalischen Einlage sprach Imam Fahredin Bunjaku darüber, dass alle Menschen Gottes Schöpfung seien. Niemand ist mehr als ein Mensch und niemand ist weniger als ein Mensch. Er wies auf die Gemeinsamkeiten und dieselben Bedürfnisse der verschiedenen Religionen hin. Er verurteilte jegliche Form von Hunger, Rassismus und Terror und wünschte allen ein rücksichtsvolles und friedliches Leben. Eine Aussage von Imam Bunjaku, die besonders eindrücklich war, lautete: «Die Menschheit soll mehr miteinander als übereinander reden.» Eine Lesung von Psalm 112 wurde im Wechselchor präsentiert, und anschliessend sang der Chor Monteverdis «Beatus vir», begleitet von zwei Violinen und Continuo. Regierungsrätin Jacqueline Fehr bedankte sich dafür, dass sie, wie sie selbst sagte, eine säkulare Predigt in der Kirche Enge halten durfte. Im Zentrum stand die Fragilität der Demokratie und der Verfassungsordnung. Sie sieht die Vielfalt und Koexistenz als kostbares Gut und wies auf die Verantwortung von Staat und Religion hin, diese Werte zu schützen. Sie sprach aber auch über die damit verbundenen Herausforderungen. Das staatliche Projekt «Teilhabe» beschrieb sie als einen Raum, wo diskutiert werden kann und wo Menschen gehört werden. Dies illustrierte sie anhand von eindrucksvollen Erlebnisbeispielen. Ebenso spielen die Religionsgemeinschaften in Zürich durch ihr Engagement für das Verbindende eine zentrale Rolle, bei dem man für ein echtes Miteinander einstehen soll. Sie beendete ihre Predigt mit dem kraftvollen Wunsch «immer im Gespräch zu bleiben». Mit einem letzten musikalischen Beitrag, den Fürbitten und dem Gebet «Vater Unser» wurde der Gottesdienst beendet. Eine letzte Danksagung und die Geschenkübergabe an die Gastredner*innen endete mit grossem Applaus aller Anwesenden.