Das Dilemma des Pazifismus
6. November 2022
Am 6. November 2022 fand der Anlass «Das Dilemma des Pazifismus» statt. Er wurde von den Quäker*innen durchgeführt, in deren Denken der Pazifismus eine grosse Rolle spielt. Der Anlass startete mit einer Einführung, in der über die Grundlagen des Quäkertums informiert wurde. Es handelt sich um eine Gruppierung ohne Ordinierte, ohne Priester*innen, ohne Dogma. Die Quäkergruppen versammeln sich jeweils zu einer stillen Andacht. Wer möchte, kann dabei das Wort ergreifen und etwas an die anderen Anwesenden weitergeben. Die Quäker*innen sind überzeugt, dass etwas von Gott in jedem Menschen ist. Deshalb lehnen sie Gewalt und den Dienst an der Waffe strikt ab. Mit anderen pazifistisch ausgerichteten Gemeinschaften bilden sie den Zusammenschluss «Church and Peace», der sich für den Frieden einsetzt, unter anderem mit Büros bei der UNO; zudem besteht der Quäkerrat in Brüssel, der gleiche Anliegen verfolgt. Nach der Einführung folgte die stille Andacht. Diese dauert normalerweise eine Stunde, beim Anlass am 6. November dauerte sie eine halbe Stunde. Nachher folgte die Diskussion, die sich um den Ukraine-Krieg drehte. Eine Teilnehmerin schilderte, wie sie innerlich dazu neige, Waffenlieferungen an die Ukraine zu befürworten – dies trotz ihrer pazifistischen Grundhaltung. «Es zerreisst mir fast das Herz», sagte sie. Diese Zerrissenheit wurde auch in anderen Stellungnahmen eindrücklich erfahrbar. Jemand beschrieb die Situation als eine, in der Kopf und Intuition sich im Clinch befänden. Es gibt die pazifistische Überzeugung, aber auch den Willen, kein Unrecht zuzulassen. In diesem Zusammenhang wurde auch an die Alliierten erinnert, die Europa militärisch befreit haben. Lösungen wurden eher in Ansätzen sichtbar. Eine Frau erzählte von ihrem Engagement für Flüchtlinge. Eine andere Diskussionsteilnehmerin wies darauf hin, dass jeder Mensch seine Aufgabe hat, mag diese klein sein oder gross. «Nimm auf, was Gott dir vor die Füsse legt», sei dabei für sie ein leitendes Wort. Eindrücklich war, wie die meisten Anwesenden mit den aktuellen Fragen ringen, und mit welcher Ernsthaftigkeit sie von ihrem Gewissen her nach dem richtigen Weg suchen.