Die Wallfahrt im Islam
Erlebnisbericht zur Veranstaltung «Reise nach Mekka» aus der Reihe «Pilgerstätten» in der Moschee der Dzemat der islamischen Gemeinschaften Bosniens
6. Oktober 2022, Deniz Yüksel, Delegierte der Fachstelle Integration des Kantons Zürich
Die letzte Veranstaltung der fünfteiligen Veranstaltungsreihe «Pilgerstätten» am 6. Oktober 2022 war der «Reise nach Mekka» gewidmet – also dem Islam und seiner Pilgerreise, der «Hadsch». Wie die Veranstaltung davor, war auch diese ausgebucht und der Raum, in dem die Gäste empfangen wurden, rasch besetzt. Der Anlass fand in der Dzemat der islamischen Gemeinschaften Bosniens in Schlieren statt.
Muris Begović, ehemals Imam dieser Moscheegemeinschaft und inzwischen Geschäftsführer der Muslimischen Seelsorge Zürich, begrüsste die Gäste und begann seine Präsentation zunächst mit der Bedeutung der Pilgerreise innerhalb des Islams. Sie stellt nämlich eine der fünf Säulen des Islams dar, also eine der zentralen Glaubenspraktiken, die von muslimischen Menschen in der Regel vollzogen werden sollten. Nach Mekka im heutigen Saudi-Arabien sollten alle muslimischen Menschen einmal in ihrem Leben innerhalb der vorgegebenen Jahreszeit pilgern, wenn sie ausreichend gesund und vermögend sind. Es bildet einen Höhepunkt im religiösen Leben muslimischer Menschen. Grund dafür ist, dass dort die Kaaba situiert ist, welche als das zentrale Heiligtum des Islams angesehen wird. In Richtung der Kaaba beten Musliminnen und Muslime auf der ganzen Welt, wenn sie ihre Gebetsteppiche ausrollen oder in der Moschee beten. Ihre Geschichte reicht in die monotheistische Entstehungsgeschichte der Welt zurück: Adam hat nach islamischem Glauben die Kaaba erbaut, dessen Ruinen hat der Prophet Ibrahim (bibl. Abraham) später mit seinem Sohn Ismael im Auftrag Gottes als Wallfahrtsstätte wiederrichtet.
Die Vorbereitung auf die Pilgerreise erfolgt sowohl organisatorisch, physisch und spirituell. Er beginnt immer am 8. Tag im letzten Monat des islamischen Mondkalenders, dem Dhu l-Hidscha. Der Ablauf ist detailliert vorgeschrieben. Alle männlichen Pilgernden tragen die gleichen weissen Leintücher, Frauen können dies auch tun, tragen aber meistens eine Abaya über ihrer regulären Kleidung. Alle Gesichter sind unverschleiert. Die Bestandteile der Wallfahrt sind vielfältig und angelehnt an Inhalte prophetischer Überlieferungen. Der Hauptbestandteil ist die Umrundung der Kaaba, ein weiterer das Wandern zwischen zwei bestimmten Hügeln dieser Region, Marwa und Saffa. Das Ziel der Pilgerreise ist gemäss Begović, sich von allem zu trennen, was einem symbolisch wichtig ist. Er brachte das Beispiel eines Mannes, der lange Haare hatte und diese als Teil seiner Identität ansah. Bis zuletzt weigerte er sich, diese abzurasieren, was eigentlich vorgesehen wäre. Nachdem er die Rituale vollzogen hatte, rasierte er sich bereitwillig die Haare. Auch die wichtige Erfahrung, unter Gleichgesinnten gleich zu sein, betonte Begović. Die Idee ist, dass niemand aufgrund seines Status hervorstechen und bevorteilt werden sollte.
Im Anschluss an seine Ausführungen zur Pilgerreise lud Begović die Gäste in den Gebetsraum ein, wo zu Beginn der Veranstaltung noch das Abend- und später dann das Nachgebet stattfand. Voller Stolz betonte er, dass dieser Gebetsraum einer der schönsten in der Schweiz sei. Dies sei nicht nur seine persönliche Meinung, sogar die Architektur-Fachzeitschrift Hochparterre habe den Raum bereits kritisch gewürdigt. Verschiedene bauliche und dekorative Elemente wurden mit Bedacht gewählt und gestaltet.
Zurück an ihren Plätzen konnten die Gäste noch letzte Fragen stellen. Deutlich wurde mit den Fragen, dass nicht nur die Pilgerfahrt des Islams auf grosses Interesse stiess. Auch die Religionspraxis von Musliminnen und Muslimen als solche stiess bei den Gästen auf grosses Interesse. Einige Personen, die teilweise selbst aus anderen muslimischen Gemeinschaften zu Besuch waren, ergänzten die Antworten mit ihrem Wissen. Zuletzt wurde Begović seitens des ZFR verdankt und der Apéro eröffnet. Es gab bosnische Spezialitäten: Pita und Cevapcici, welche die Freiwilligen der Moschee bereitstellten.