Ein Leben ohne Ende
Erlebnisbericht zur Veranstaltung «Reinkarnation im Buddhismus» aus der Reihe «Lebensanfang» im tibetisch-asiatischen Kulturzentrum Songtsen House
5. Juli 2018, Eva Dietrich, Mitarbeiterin Geschäftsstelle Zürcher Forum der Religionen.
«Lernt zuerst einmal leben, bevor ihr euch mit Reinkarnation beschäftigt!» – so könnte man den Schwerpunkt des Vortrags von Geshe Thupten Legmen, dem Abt des Klosters Rikon, zusammenfassen. Mit vielen Beispielen weist der Abt darauf hin, wie ein Grossteil der Menschheit tagtäglich die Zeit mit Themen vergeudet, die nur oberflächlich zu einem gelungenen Leben beitragen. Viele Menschen legen Wert auf Statussymbole wie etwa eine Rolex, die auch nur die Zeit anzeigt. Er fordert uns auf, stattdessen die moralischen Gaben zu kultivieren, die richtigen Entscheidungen zu treffen und sinnvolle Sichtweisen auf das Leben zu entwickeln.
Das Interesse an der Veranstaltung ist gross. Der Saal des Songtsen House ist mit knapp 60 Personen bis in die hinterste Ecke gefüllt. Ein paar Kinder setzen sich auf den Boden. Die Geschäftsstelle des Zürcher Forums der Religionen übersetzt die auf Englisch gehaltenen Ausführungen. Das braucht etwas Zeit, aber die BesucherInnen haben Geduld und lauschen aufmerksam.
Man merkt sehr gut, dass es dem Abt sehr wichtig ist, die Zuhörenden dafür zu sensibilisieren, worauf es im Leben ankommt, um zu verdeutlichen, welche Aspekte die Reinkarnation beeinflussen. Auf die Frage hin, was denn zwischen Tod und Wiedergeburt geschieht, gibt er auch freimütig zu, dass er nicht genau weiss, was dann passiert, und dass auch bei ihm eine Portion Glauben mitspiele.
Auf die tibetisch-buddhistische Lehre der Reinkarnationslinien kommt er erst am Schluss zu sprechen. Er erklärt, wie die Suche nach der Reinkarnation eines Lamas vor sich geht und wie man mit Tests und dem Wissen aus der Tradition den Weg zu einer solchen findet.
Nach dem Vortrag unterhalten sich die BesucherInnen bei Tee und Guetslis noch lange weiter und vielleicht schaut manch einer mit geschärftem Bewusstsein auf seine Uhr.