Synagogenrundgang 2022
Erlebnisbericht
31. Mai 2022, Cemile Ivedi, Mitarbeiterin Zürcher Forum der Religionen
Der Synagogenrundgang vom 31. Mai 2022 startete in der Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft Zürich (IRGZ), wo die Religionspädagogin Mirjam Treuhaft die Teilnehmenden empfing. Das Gebäude der Synagoge an der Freigutstrasse wurde in den 1920er-Jahren im Art-déco-Stil erstellt. Im Zentrum der Synagoge steht die Bima, der Platz, wo die Tora während des Gottesdienstes verlesen wird. Die Ecken der Bima waren mit grossen Kerzenleuchtern geschmückt, die den Innenraum der Synagoge erhellten.
Auf fröhliche und unterhaltsame Art erläuterte Mirjam Treuhaft die Aufgaben von jüdischen Frauen und Männern aus ihrer Sicht. Danach führte sie die teilnehmenden Frauen in die Mikwa, das jüdische Ritualbad, das sich im Nebengebäude befindet. Indem Frauen ins Wasser des Ritualbads tauchen, erlangen sie die rituelle Reinheit. Nach weiteren Erläuterungen verabschiedete Mirjam Treuhaft die Gruppe, die sich zu Fuss zur Synagoge der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ) an der Nüschelerstrasse begab.
Ruth Gellis, Projektverantwortliche interreligiöser Dialog bei der ICZ, begrüsste die Teilnehmenden in einem Vorraum der Synagoge. Das 1884 erbaute Gebäude ist die älteste Synagoge Zürichs. Ruth Gellis sprach darüber, dass das Judentum nicht nur ein Glaube sei, sondern auch eine Volkszugehörigkeit beinhalte. Sie erläuterte verschiedene Strömungen des Judentums und erklärte, wie ein Gottesdienst abläuft. Nachdem Ruth Gellis viele Fragen der Teilnehmenden beantwortet und viel Einblick in die jüdische Religionstradition gegeben hatte, wurden die Teilnehmenden zu einer kleinen Stärkung mit Bagels und Muffins gebeten. Danach spazierte die Gruppe gemeinsam zur Synagoge der Jüdischen Liberalen Gemeinde Or Chadasch (JLG) an der Hallwylstrasse.
Rabbiner Ruven Bar Ephraïm erzählte, wie die Jüdische Liberale Gemeinde gegründet worden war, wie sie heute aufgebaut ist und welche Angebote Gemeindemitgliedern zur Verfügung stehen. So werden beispielsweise Kinder in jüdischer Geschichte und Hebräisch unterrichtet. Auch für Erwachsene besteht ein Angebot. Er erläuterte, dass eine Synagoge nicht nur ein Gebetshaus ist, sondern ein Haus, in dem sich die Gemeinde versammelt und das deshalb Bet Knesset, Haus der Versammlung, genannt wird. Eine Synagoge diene zum Beten, Essen und Treffen. Durch die Corona-Pandemie kam es zur Nutzung neuer Technologien, so dass Gottesdienste nun auch online stattfinden, erzählte Ruven Bar Ephraïm weiter. Die Erweiterung der Gottesdienste in den virtuellen Bereich habe viele Personen angesprochen, die sonst nie eine Synagoge besuchten, so der Rabbiner. Nach weiteren Erklärungen und Antworten auf Fragen der Teilnehmenden verabschiedete Ruven Bar Ephraïm die Gruppe, welche den vielfältigen Einblicken in Synagogen und jüdische Einrichtungen grosses Interesse entgegengebracht und die Möglichkeit zu diesem Rundgang sehr geschätzt hatte.