Veshti und Sari
Erlebnisbericht zur Veranstaltung «Kleidung im hinduistischen Tempel» aus der Reihe «Umhüllt. Kleidung im religiösen Kontext» im Sri-Sivasubramaniar-Tempel
13. Juli 2023, Marc Bundi, evangelisch-reformierte Landeskirche
Mirjam Läubli – Geschäftsführerin des Zürcher Forums der Religionen ZFR – begrüsst in einem Nebenraum des Tempels das ca. 25-köpfige Publikum, erläutert den Ablauf der Veranstaltung, und übergibt das Wort an Suthakar Parameswaran, Tharmeka Thavanathan, Ratnacumar Vijayanathan und Frau Meier, die Referent:innen und Gastgeber:innen des Abends.
Suthakar Parameswaran – Mitglied des erweiterten Vorstands ZFR – begrüsst die Anwesenden und stellt seine Kolleginnen Frau Thavanathan und Frau Meier vor, die im Sari (sāṛī) neben ihm stehen. Saris sind umhüllende Kleidungsstücke von mehreren Metern Länge aus Seide, Baumwolle oder Polyester die im Hauptverbreitungsgebiet des Saris (Indien, Sri Lanka, Bangladesch, Nepal sowie Teile Pakistans) traditionellerweise von hinduistischen Frauen getragen werden. Im Alltag wird ein Sari aus Baumwolle oder Polyester getragen; bei festlichen Gelegenheiten ein Sari aus Seide mit bestickten Bordüren und Applikationen. Saris von verheirateten und unverheirateten Frauen unterscheiden sich, dazu kommen unterschiedliche lokalen Variationen. Suthakar Parameswaran trägt als Beinkleid einen Veshti (vēṭṭi), ein weisses, ungenähtes Tuch, wie es vorwiegend in Tamil Nadu und in Teilen Sri Lankas getragen wird. Der Veshti ist Teil der traditionellen Kleidung, die aus Kurta (ein kragenloses Hemd) und Angvastra (Schulterkleid/Stola) besteht.
Nach diesen ersten Ausführungen zu Veshti und Sari führt Suthakar Parameswaran durch den Tempel und vermittelt dabei an mehreren Stationen Informationen zum Darbringen von Opfergaben, zu dargestellten Gottheiten, sowie zu rituellen Handlungen und Gebräuchen. Nach diesem lehrreichen Durchgang vermitteln Suthakar Parameswaran, Tharmeka Thavanathan, Ratnacumar Vijayanathan und Frau Meier im Nebenraum des Tempels weitere Informationen zu Veshti und Sari. Frau Thavanathan und Frau Meier berichten, wie es sich anfühlt, einen Sari zu tragen, und zeigen, wie der Sari drapiert und an bestimmten Stellen mit Nadeln oder Knöpfen fixiert wird. Ratnacumar Vijayanathan vermitelt weitere vertiefende Informationen zur Geschichte und zum heutigen Gebrauch von Veshti und Sari. Anschliessend hat das Publikum Gelegenheit Fragen zu stellen, wovon rege Gebrauch gemacht wird. Aus der Diskussion wird ersichtlich, dass überlieferte Kleidungsvorschriften im Wandel begriffen sind und dass ehemals nur für bestimmte Personengruppen reservierte Kleidungstypen nun auch anderen Gruppen offenstehen.
Im Anschluss an die Ausführungen zu Veshti und Sari ist das Publikum eingeladen, im Tempel einer Puja beizuwohnen. Abschliessend sind alle Anwesenden zu einer kleinen Mahlzeit eingeladen. Mirjam Läubli dankt den Verantwortlichen des Sri-Sivasubramaniar-Tempels für die Gastfreundschaft, den Referent:innen für ihr Engagement und dem Publikum für das Erscheinen und Interesse. Im Gespräch mit den Referent:innen und Gastgeber:innen oder untereinander werden letzte Fragen geklärt und Eindrücke ausgetauscht. Der Abend endet gegen 20.30 Uhr.
Eine Qualität der Veranstaltungsreihe «Umhüllt» besteht darin, dass Wissen über Kleidung im religiösen Kontext auf unterschiedlichen Ebenen vermittelt wird. Einerseits wird das Publikum auf einer kognitiven Ebene angesprochen und abgeholt, darüber hinaus aber auch auf einer ästhetischen und sinnlichen Ebene. Das Vermitteln von Wissen zu Kleidung und Kleidungstraditionen durch Vertretende aus den Religionsgemeinschaften selbst hat einen grossen Lerneffekt. Der Abend war für mich eine grosse Bereicherung.