Fastenbrechen
Erlebnisbericht zur Veranstaltung «Zwischen Enthaltsamkeit und Genuss» aus der Reihe «Gaumenfreuden» im Dzemat der Islamischen Gemeinschaft Bosniens
6. Juni 2017, Simone Furrer, Projektleiterin bei der Fachstelle für Integrationsfragen des Kantons Zürich.
In der Schweiz sind Gebetsräume für Muslime meistens für die Öffentlichkeit nicht sichtbar, da sie sich häufig in unscheinbaren Häusern, häufig in Gewerbegebieten, befinden. Auch die bosnische Moschee in Schlieren lässt von aussen nicht erkennen, wie wunderschön sie von innen ist. Der Innenausbau war denn auch zu Beginn des Besuchs im Fokus der vielen Besucherinnen und Besucher, die der Einladung zum Fastenbrechen in die Moschee gefolgt sind. Sichtlich stolz präsentierte Imam Halilović die dekorativen und doch funktionalen Elemente: Die Gebetsnische und die Kanzel im dunklen Nussbaumholz, die symbolisch gestaltete Lichtquelle in der Decke, die als Sonnenstrahlen gedeutet werden kann. In dieser Atmosphäre, die Ruhe und Gelassenheit verbreitete, lässt sich denn auch leichter verstehen, dass Musliminnen und Muslime trotz anstrengenden Arbeitstagen und heissen Temperaturen einen Monat auf Essen und Trinken von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang verzichten. Imam Halilović verglich den Ramadan mit einem alles reinigenden Regenguss. Davon ausgenommen seien – so erklärte er – Kinder, die sich ansonsten in der Schule nicht konzentrieren könnten, schwangere Frauen, schwache und alte Personen sowie körperlich schwer Arbeitende, wie beispielsweise auf dem Bau. Aus persönlicher Erfahrung würde ich noch die Ausnahme der «Reisenden» hinzufügen: Meine ehemalige Schülerin Fatima setzte sich am Morgen vor den alles entscheidenden Medizinprüfungen in den Zug nach Winterthur und wieder retour; sie unternahm sozusagen eine Reise, um frühstücken zu können und sich so für die kommenden Strapazen zu stärken. Gerne hätte ich Halilovićs Einschätzung dazu gehabt, ob er dies als eine gültige Ausnahme vom Fasten erachtet, doch die Fragen prasselten nur so auf ihn ein und die Zeit verging wie im Fluge. Nach Sonnenuntergang schritten wir zum gemeinsamen Fastenbrechen in die Cafeteria, die dem Gebetsraum anschlossen ist. Wir genossen dort die köstlichen bosnischen Spezialitäten, die in grossen Mengen für die Besucherinnen und Besucher am Buffet bereitgestellt wurden. Und dabei taten wir das, was den Monat Ramadan wohl auch so besonders macht: Wir unterhielten uns über Gott und die Welt.