Saga Dawa
Erlebnisbericht zur Veranstaltung «Saga Dawa. Tibetische Buddhisten begehen ihren heiligsten Tag» aus der Reihe «Feste feiern» im Kulturzentrum Songtsen House.
4. Juni 2012, Andrea Müller
In Zusammenarbeit mit dem Kulturzentrum Songtsen Haus in Albisrieden, organisierte das Zürcher Forum der Religionen im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Feste feiern» einen Abend zum Feiertag Saga Dawa – der Tag zum Beginn des tibetischen Freudenmonats. Geburt, Tod und Erleuchtung von Siddharta Gautama, dem historischen Buddha, waren die Themen. Wer nicht pünktlich um 19.30 Uhr im Songtsen Haus eingetroffen war, konnte sich nur mit Mühe und Not noch einen der begehrten Stühle erhandeln. Der Saal war bis auf den letzten Platz voll, das Interesse an der Veranstaltung überwältigend gross. Auf die Sitzkissen am Boden war der Andrang etwas zurückhaltender, denn wer ist sich schon gewohnt, eine Stunde oder mehr in aufrechter Haltung im Schneidersitz auszuharren? Hin und wieder wurden Beine gestreckt, Rücken gekrümmt, Hände zur Stütze umfunktioniert oder die Sitzposition wurde gleich voll und ganz gewechselt. Sichtlich weniger Probleme damit hatten die Mitorganisatorin des Songtsen House, Dechen Kaning , und der Abt Geshe Thupten Legmen vom klösterlichen Tibet-Institut Rikon – der Mann im roten Mönchsgewand war die zentrale Person des Abends. Er führte durch die Gebetszeremonie und vermochte problemlos die anfänglich hektische Personenflut zu bändigen, und durch das Gebetsritual eine meditative Stimmung im Raum auszubreiten. Spätestens als die rhythmisch und klangvoll rezitierten Gebetstexte den Saal erfüllten, waren alle auch mit ihren Gedanken zur Ruhe gekommen.
Interaktiv ging es dann aber nach dem Gebet weiter. Der Abt forderte das Publikum auf, zusammen mit ihm verschiedene Mantras zu singen. Ohne Scheu und mit viel Taktgefühl wurden schliesslich die Texte einstudiert, geübt, wiederholt, korrigiert, gesungen, nochmals wiederholt, solange bis der Abt – trotz restlichen Missklängen und Unsicherheiten – ganz zufrieden war. Es wurde nicht selten gelacht, als die Mantras gelehrt wurden und mit derselben Leichtigkeit und Offenheit machte Geshe Thupten Legmen noch einige Ausführungen zum Fest Saga Dawa und seiner Bedeutung. Immer wieder kam er dabei auf allgemeine buddhistische Werte und Glaubensinhalte zu sprechen, was sehr bereichernd war und die Leute zum Nachdenken anregte. Zum Schluss gab es noch die Möglichkeit Fragen zu stellen und Dechen Kaning, die Präsidentin des Kulturzentrums Songtsen House, ergänzte Wissenswertes über die festlichen Aktivitäten rund um Saga Dawa auch in der Schweiz. Das Resultat der vielen Informationen und der Herausforderung der Mantras, war ein hungriges Publikum. Das haben die OrganisatorInnen zum Glück im Voraus bedacht und sie boten mit einem köstlichen Tibetischen Buffet einen gelungenen Abschluss dieses Abends. Ob Salziges oder Süsses, die Kostproben waren im Nu verschwunden. Die Erinnerungen sind glücklicherweise nachhaltiger.